Der schwere Transporthubschrauber CH-53K King Stallion hat erfolgreich mehrere Luftbetankungstests mit dem Tankflugzeug KC-130J Super Hercules des U.S. Marine Corps absolviert. Der mehrstündige Testflug fand bereits Anfang April vor der U.S.-Ostküste statt. Damit hat der von Sikorsky neuentwickelte Transporthubschrauber aus der CH-53-Familie einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht. Die Luftbetankung ist eine wesentliche Fähigkeit, über die auch der neue schwere Transporthubschrauber der Bundeswehr verfügen soll. Sikorsky bewirbt sich mit der CH-53K, dem derzeit modernsten, intelligentesten und leistungsfähigsten Hubschrauber im Markt, auf die aktuell laufende Ausschreibung der Bundeswehr.
Die Fähigkeit zur Luftbetankung ist eine wichtige Grundlage für das Zurücklegen von Langstrecken ohne Zwischenlandung und erweitert die Einsatzoptionen der CH-53K deutlich. So sind damit die Verlegung in weit entfernte Einsatzgebiete sowie eine wesentlich längere Einsatzdauer möglich. Der Hubschrauber kann mehr Personal und Material über größere Entfernungen und unter herausfordernden Einsatzbedingungen transportieren als jeder andere Hubschrauber seiner Art.
CH-53K während der Luftbetankung durch ein KC-130J Tankflugzeug"
Fortschritte im CH-53K-Programm
CH-53K des US Marine Corps im Anflug auf den Fliegerhorst Holzdorf
Neben weiteren Luftbetankungstests stehen in den kommenden Wochen zusätzliche Flugtests unter extremen Bedingungen an, etwa bei stark eingeschränkter Sicht durch Sand- und Staubaufwirbelung (“Brownout“), in großen Flughöhen und hohen Temperaturen. Noch in diesem Jahr soll die einsatznahe Erprobung auf einem Trägerschiff der U.S. Navy folgen.
Inzwischen wurde die Serienfertigung der CH-53K planmäßig am Sikorsky-Standort in Connecticut aufgenommen. Aktuell befinden sich insgesamt 31 Luftfahrzeuge in verschiedenen Produktionsstufen. Die Verlegung des ersten USMC CH-53K Einsatzkontingents ist für 2023/24 vorgesehen.
Beginn der Verhandlungsphase im deutschen STH-Wettbewerb
In Deutschland steht die CH-53K aktuell im Wettbewerb um das Beschaffungsprojekt „Schwerer Transporthubschrauber STH“ der Bundeswehr. Das indikative Angebot des Industrieteams wurde im Januar 2020 beim zuständigen Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) eingereicht. Bis zum Ende des Jahres 2020 ist die Verhandlungsphase mit den Bietern, sowie das darauf basierende finale Angebot (Best-and-Final-Offer) vorgesehen. Die endgültige Entscheidung über die Vergabe des neuen Transporthubschraubers soll Anfang 2021 getroffen werden. Die erste Auslieferung der Luftfahrzeuge könnte, wie gefordert, ab 2024 erfolgen, um einen nahtlosen Übergang von der aktuellen CH-53G-Flotte zu ermöglichen, das entsprechende Personal auszubilden und die logistischen Grundlagen für den Betrieb in Deutschland zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt werden die ausgelieferten CH-53K des USMC bereits einsatzbereit sein und die Luftfahrzeugbesatzungen sowie Wartungstechniker werden die Erstausbildung des Bundeswehr Personals durch ihre Erfahrungen entsprechend unterstützen können. Die Aufstellung der STH Flotte der Bundeswehr und der Übergang von der aktuell genutzten CH-53G, soll bis 2032 abgeschlossen sein.
„Die erfolgreich durchgeführten Luftbetankungstests unterstreichen die Vielseitigkeit dieses schweren Transporthubschraubers, etwa für den taktischen Transport von Personal und Material, medizinische Evakuierungs- oder bewaffnete Such- und Rettungsmissionen. Die Erprobung durch das U.S. Marine Corps sichert die Grundlage für die zeitgerechte Lieferung von einsatzbereiten und voll leistungsfähigen Hubschraubern an die Bundeswehr“, so Christian Albrecht, International Business Development Manager bei Sikorsky.
Deutsches STH-Kernteam geführt von Rheinmetall: MTU Aero Engines, Autoflug GmbH und Hydro Systems KG
Für das STH-Projekt hat Sikorsky gemeinsam mit dem deutschen Technologieunternehmen Rheinmetall frühzeitig ein Kernteam aus namhaften deutschen Industrieunternehmen gebildet – darunter MTU Aero Engines, Autoflug GmbH sowie Hydro Systems KG. Ein Großteil der Wertschöpfung wird somit in Deutschland erfolgen (ca. 10% der Produktion und 70% der Wartungsarbeiten). Das geschätzte Auftragsvolumen für die deutsche Industrie beträgt dabei im ersten Schritt etwa eine Milliarde Euro und bietet durch die geplante Nutzungsdauer der STH Hubschrauberflotte von mehr als 40 Jahren ein deutliches Aufwuchspotential für weitere Wertschöpfung in Deutschland. Darüber hinaus sollen bis zu 500 hochqualifizierte zusätzliche Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden. Ein Teil dieser Arbeitsplätze soll in Sachsen entstehen, wo Rheinmetall die Errichtung eines Logistikzentrums auf dem Gelände des Flughafens Leipzig-Halle plant. Die hervorragenden Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Integration, sowie die Nähe zum Einführungsstandort der STH Flotte auf dem Bundeswehr Fliegerhorst Holzdorf (HSG 64), prädestinieren diesen Standort.
Parallel zur deutschen Ausschreibung steht die CH-53K auch im Wettbewerb um die Beschaffung eines neuen schweren Transporthubschraubers in Israel. Die bestehenden Kooperationen der israelischen und deutschen Luftwaffe z.B. in der gemeinsamen Ausbildung von Luftfahrzeugbesatzungen, lassen auch hier einen vergleichbaren Ansatz der Luftfahrzeuganforderungen und zukünftige Möglichkeiten der Zusammenarbeit erkennen. Weitere internationale Militärs melden ebenfalls Interesse an, um zukünftig ihre alternden Hubschrauberflotten durch den modernen schweren Transporthubschrauber Sikorsky CH-53K zu ersetzen.